Was kostet ein Spitz?


Bei der Anschaffung eines Hundes spielt der Kostenfaktor oftmals eine nicht ganz unerhebliche Rolle.

Viele Leute denken jedoch ausschließlich über den Kaufpreis des Welpen nach und nicht darüber, was so ein Tier im Unterhalt kostet. Hierzu möchte ich mich im Folgenden etwas eingehender äußern.

 

Zunächst aber zu der Frage "Was kostet ein Spitzwelpe?"


Spitze kosten nicht mehr oder weniger, als andere Hunderassen. Der Preis richtet sich normalerweise hauptsächlich nach der Qualität, der Abstammung und der Herkunft des jeweiligen Hundes. 

 

Aaaber:
Heutzutage ist, hauptsächlich durch die Corona-Pandemie und dem daraus resultierenden, ganz alltäglichen Wahnsinn, auch diesbezüglich alles aus dem Ruder gelaufen.
Mit Entsetzen und Befremden stelle ich immer wieder fest, dass die Vermehrer und Hundehändler mittlerweile zumeist preislich auf dem allerobesten Level angekommen zu sein scheinen. 
Als noch alles beim Alten war, wandten sich die gut informierten, anspruchsvollen Hundefreunde an den guten, alten VDH-Züchter und nahmen in Kauf, dass hier die Welpen etwas teurer waren, als anderswo. Anderswo, das heißt beim Hinterhof-Vermehrer, Hundehändler oder Produzenten mehr oder weniger abenteuerlicher Rassemischungen, die taktisch geschickt als Designer-Hunde deklariert und mit klangvollen Namen versehen wurden.   


Heute ist es manchmal schon umgekehrt: Die günstigsten Hunde gibt´s beim VDH. Wenn es nicht so dumm und traurig wäre, könnte man glatt drüber lachen!

 

Die Online-Anzeigenmärkte sind voll von Inseraten, in denen Hundewelpen aller Rassen und Nichtrassen angeboten werden. Darunter findet man unzählige "reinrassige" Spitze. 
Erstaunlich ist hier, dass die Anbieter offenbar den Begriff reinrassig nicht verstanden zu haben scheinen.
So habe ich z.B. kürzlich erst eine Kleinanzeige gesehen, in der "reinrassige" Welpen der Rasse Kleinspitz/Pomeranian angeboten wurden. Das als solches ist schon ein Widerspruch in sich, denn Pomeranians sind Zwergspitze und keine Kleinspitze. 
Nun gut... Ich las dann den ganzen Text und staunte nicht schlecht, als da dann stand, die Mutter sei 33 cm groß und der Vater ein reinrassiger "Boo".
(Für die, die es nicht wissen: Boo war ein Zwergspitz/Pomeranian, der von 2006 bis 2019 in den USA lebte und eine kleine Berühmtheit war. Er hatte, sage und schreibe, 16,5 Millionen Follower auf Facebook und war wahrscheinlich der Trendsetter für einen der Top-Modehunde von heute, den Pomeranian oder kurz Pom. Boo wurde deshalb so berühmt, weil sein Fell kurz geschnitten war und er wie ein Teddybärchen aussah. Er war wirklich niedlich, aber wie ein Spitz sah er nicht mehr aus, eher wie ein Spielzeug.)
Aber zurück zu dem besagten Inserat: Die Mama der Welpen war also ein Mittelspitz und der Papa ein Zwergspitz.
Was will uns das sagen? Ja genau! Die Welpen waren Mischlinge!
Mittel- und Zwergspitze darf man nicht miteinander verpaaren, da es zwei eigenständige Rassen sind, die, abgesehen vom Größenunterschied, auch einen unterschiedlichen Rassestandard haben. Kein halbwegs seriöser Züchterverband dieser Welt würde für diese Welpen Papiere ausstellen. Aber sie wurden angeboten, als Rassehunde, als reinrassige Kleinspitze/Pomeranians. 
Kostenpunkt: 2.300,-€ 


Wenn man so etwas liest, fällt einem schier der Kitt aus der Brille. 
Es ist eine Unverschämtheit, die Unwissenheit argloser Hundefreunde auszunutzen und sie so zu verarschen! 

 

Aber das ist noch nicht die Krönung der Unverfrorenheit. Ich habe, mitten im Corona-Lockdown 2020, als alle Welt, wie verrückt, Hunde kaufte, mit einer Dame telefoniert, der man 7.000,-€ für einen angeblichen Pomeranian abgeknöpft hatte, der natürlich ohne Papiere, lediglich mit Impfpass und Chip versehen, im Alter von 8 Wochen verkauft wurde und mit 16 Wochen bereits 35 cm groß war. Was das für eine Rasse war, weiß ich nicht genau. Auf den Fotos sah er schon etwas wie ein Spitz aus, aber beschwören würde ich das nicht...

 

Dass der Zwergspitz/Pomeranian, wie gesagt, im Moment sehr gefragt ist und die Preise für diese Hunde teils gen Himmel schießen, kann man sich ja noch irgendwie erklären, aber offenbar sind momentan alle Hunderassen und somit auch sämtliche Spitzvarianten fast ausschließlich zu Wucherpreisen zu bekommen.
Getreu dem Motto "Man muss die Eimer rausstellen, solange es regnet!" wird abkassiert, was abzukassieren geht. Leider werden diese bedauernswerten Geschöpfe an jeden "Jott und Pott" verscherbelt, der die geforderte Summe auf den Tisch legen kann. Ob der Hund dort gut untergebracht ist oder nicht, ob er nach 14 Tagen wieder raus fliegt, weil man vom Pipiwischen und zerkauten Schuhen die Nase voll hat oder ob er, sobald die nächste Urlaubsreise ansteht, an der Autobahn-Raststätte festgebunden wird, interessiert hier niemanden. Hauptsache, der Rubel rollt!

 

Lediglich wir Dummköpfe, hier im VDH, halten noch Maß und möchten die Welpenkäufer nicht abzocken. Und obwohl wir keinen müden Cent daran verdienen, da uns ganz andere Kosten entstehen, als einem Vermehrer, der irgendeine Hündin vom erstbesten Rüden belegen lässt und das bei jeder Hitze, bis sie völlig ausgezehrt und am Ende ist oder einem, der seine Welpen auf dem Polenmarkt holt, bleiben wir VDH-Züchter anständig, zumindest die meisten von uns. Ausnahmen gibt es immer und überall, aber mir ist keine persönlich bekannt.
Ich möchte noch viele Jahre mein schönes Hobby Hundezucht ausüben, und ich möchte auch dann noch Hunde verkaufen, wenn Corona "vorbei" ist und die Vermehrerhunde wieder preiswerte Schnäppchenhunde sind. Vielleicht werden meine Hunde mit den Jahren teurer, wenn alles teurer wird, wenn meine Kosten steigen, aber billiger werden sie mit Sicherheit nicht.
Die Schmuggelwelpen hingegen und die Produkte barbarischster, kommerzorientierter Massenvermehrung, die oftmals schon krank verkauft werden und meist nicht lange leben, werden wieder zu Dumpingpreisen verscherbelt, wenn der Run auf Hundewelpen nachlässt. Dann werden die Leute, die bereit sind, einen angemessenen Preis zu bezahlen, wieder auf Qualität achten und die, denen alles egal ist, dort kaufen, wo sie am wenigsten bezahlen müssen. Wenn ich kaum etwas investiere, kann ich auch an einem Schnäppchenwelpen noch Geld verdienen. Die Gewinnspanne ist zwar gering, aber da macht es dann die Menge, ähnlich wie beim Lebensmitteldiscounter. Es ist traurig, aber wahr...

Das musste ich einfach mal erwähnt haben, denn im Moment scheint echt der Wahnsinn um sich zu greifen. Es ist schockierend!

 

Aber jetzt mal Butter bei die Fische:

Wieviel kostet denn nun so ein Rassehund, aus gescheiter, verantwortungsvoller Zucht? 
Hierzu muss man sagen, dass die Preise etwas variieren. Es gibt Unterschiede, hinsichtlich der Abstammung, der Qualität und anderer Merkmale. 
Im Schnitt liegt der Preis für einen korrekten Welpen, ohne Mängel, irgendwo zwischen 1.500,- und 3.500,- €. Das ist auch abhängig von der Rasse. Wir bewegen uns i.d.R. im mittleren Preissegment. Seltene Rassen sind u.U. etwas teurer, als solche, die zahlreich vertreten sind. Die Zucht seltener Hunde ist ja auch um einiges aufwendiger und kostspieliger. 

 

Moderassen sind besonders begehrt und daher oftmals auch etwas hochpreisiger.

Zum Glück ist der Kleinspitz nie ein Modehund gewesen, und ich hoffe, dass er auch nie einer wird. Das bewahrt ihn bislang davor, das Statussymbol für Menschen zu sein, die so etwas offenbar brauchen. Es wäre mir nicht lieb, wenn meine Spitze ein modisches Accessoire für Möchtegern-It-Girls wären. Bei dem Pomeranians sieht das ja leider mittlerweile schon ganz anders aus, was der Rasse nicht zuträglich ist. Der Kleinspitz ist ein Familienhund, ein robuster, ursprünglicher Hund, der bildschön ist, aber kein modischer Hingucker. Dennoch ist ein gut gezüchteter Kleinspitz durchaus ein edler Hund, und das sollte man wertschätzen!

 

Mit einem Hundezüchter über den Preis zu feilschen, ist übrigens eine Untugend, die unsereins äußerst ungerne sieht. Mag sein, dass manch einer gerne einen schönen Hund aus guter Zucht hätte, aber es am nötigen Kleingeld fehlt. Der "normale" Durchschnittsverdiener kann sich natürlich nicht unbedingt den Kaufpreis für einen solchen Hund einfach so "aus dem Ärmel schütteln", aber so ist das eben mit wertvollen Dingen, mit etwas kostspieligeren Wünschen, die man sich erfüllen möchte. Man muss mitunter eine Weile dafür sparen. 

Erstaunlich ist, dass hier bisweilen Prioritäten gesetzt werden, die für mich schwer nachvollziehbar sind. Das neue iPhone z.B. kostet um die 1.150,-€. Nach 2 Jahren ist es veraltet, technisch längst überholt, kaum noch etwas wert, denn dann ist bereits das übernächste Folgemodell auf dem Markt. Der Hund ist in 2 Jahren immer noch ein junger, fröhlicher Hund, der einen noch viele Jahre Freude machen wird. Wenn ihr Euch, bei Mediamarkt oder wo auch immer, ein Handy kaufen geht, versucht Ihr doch auch nicht, den Preis herunter zu handeln, oder? Dabei ist es nur ein Gerät, ein kleines Etwas, das in Massen produziert wurde, von Maschinen gebaut, praktisch, modern, schick, aber seelenlos...

 

Wer den Preis für einen korrekten Welpen nicht aufbringen kann, kann vielleicht einem ausgewachsenen Hund ein Zuhause geben. Manchmal geben Züchter Hunde ab, die entweder nicht zuchttauglich sind oder das Alter erreicht haben, wo man sie "in Rente" schickt. Nicht immer können diese Hunde beim Züchter bleiben. Hierfür gibt es die verschiedensten Gründe. So einen Hund bekommt man für eine angemessene Schutzgebühr. Manchmal bekommt der Züchter auch einen Hund wieder zurück, weil der Besitzer ihn abgeben muss. Diese Hunde suchen dann ein neues, gutes Heim, auf Lebenszeit. Sie werden dann deutlich unter dem Welpenpreis abgegeben.

Auch kommt es vor, dass ein Welpe geboren wird, der Fehler hat. Das heißt nicht, dass er ein Krepel ist oder krank, behindert oder sonst etwas Schlimmes. Oft sind es Kleinigkeiten, die dem Laien gar nicht auffallen würden, wie ein Zahnfehler, eine nicht korrekt getragene Rute, ein Farbfehler oder was auch immer. Solche Welpen gibt ein aufrichtiger Züchter dann auch etwas preiswerter ab. 

 

Wenn Ihr aber gerne einen kleinen Welpen haben möchtet, was ich ja gut nachvollziehen kann, dann legt lieber eine Zeit lang jeden Cent beiseite, den Ihr erübrigen könnte und kauft Euch dann einen korrekten Hund, beim Züchter Eures Vertrauens. Natürlich möchte man, wenn der Wunsch einmal da ist, möglichst bald das Hundekind bei sich haben, aber Geduld ist eine Tugend, die man schon aufbringen muss, wenn es um ein neues Familienmitglied geht.

 

Und bitte bedenkt, dass der Hund auch laufende Kosten verursacht.

Bevor das Kleine ins Haus kommt, muss man einiges an Zubehör besorgen, wie eine Transportbox, ein Hundebettchen, waschbare Unterlagen, wenn gewünscht ein Welpenklo und und und. Das ist natürlich eine einmalige Anschaffung, denn wenn man die Sachen pfleglich behandelt, halten sie durchaus mehrere Hundeleben lang. Manch einer hat noch die Sachen von einem früheren Hund, was natürlich praktisch ist. 

Das Futter ist, für einen so kleinen Hund, nicht wirklich kostspielig. Natürlich sind hochwertiges Fertigfutter und gutes Fleisch nicht billig, aber so ein Kleinspitz frisst ja nicht viel.

Was allerdings ganz schön ins Geld gehen kann, sind Tierarztbesuche.
Ist der Hund gesund, muss man nur einmal im Jahr zum Doktor, um die Impfung auffrischen zu lassen. Aber wenn mal etwas ist, wenn der Hund sich verletzt oder sich irgendeine Krankheit zulegt, dann kann das ordentlich was kosten, besonders, wenn es mitten in der Nacht, am Wochenende oder an einem Feiertag ist, denn dann bezahlt man den doppelten Preis.
Es gibt heutzutage Krankenversicherungen für Tiere. Das ist u.U. gar keine so schlechte Sache. Für uns Züchter gibts da noch keine bezahlbaren Angebote, aber für den Halter eines einzelnen Hundes ist auch das irgendwie finanzierbar. Das muss aber jeder selber wissen. Da rede ich auch niemandem hinein. Ich rate aber dazu, sich kundig zu machen.

Regelmäßige Wurmkuren sind unverzichtbar. Drei- bis viermal im Jahr sollte man eine Wurmkur durchführen oder den Kot des Hundes auf einen Befall hin untersuchen lassen. Wenn keine Würmer vorhanden sind, kann man sich die Wurmkur sparen, aber die Untersuchung kostet auch etwas, je nach Tierarzt nicht zu knapp.
Ebenso sollte man den Hund vor Parasiten, wie Flöhen oder Zecken, schützen. Da Flohhalsbänder die schöne Halskrause des Spitzes beschädigen, rate ich grundsätzlich zu SpotOn-Präparaten, wie Advantage, Advocate, Advantix, Frontline und wie sie alle heißen. Es handelt sich hierbei im flüssige Substanzen, die mittels Pipette auf die Haut appliziert werden. Ihre Wirksamkeit beschränkt sich aber auf ca. 4 Wochen, so dass man allmonatlich das Prozedere wiederholen sollte. Im Winter eicht ein Mittel nur gegen Flöhe, aber im Sommer sollte auch der Zeckenschutz gewährleistet sein, denn Zecken übertragen schlimme Krankheiten, die sogar zum Tode des Tieres führen können. Es ist mittlerweile hervorragende Mittel, die aber auch ihren Preis haben.

Sehr wichtig, ja meiner Meinung nach unverzichtbar, ist eine Haftpflichtversicherung für den Hund. Jeder noch so gut erzogene Hund kann einen kostspieligen Schaden anrichten. Er kann plötzlich auf die Straße laufen und einen Verkehrsunfall verursachen, kann jemanden anspringen und zu Fall bringen oder oder oder. Leute, lasst es nicht drauf ankommen! Das Schlimmste, was Euch passieren kann, ist, dass ihr ein ganzes Hundeleben lang die Versicherung bezahlt und niemals einen Schaden meldet. Damit kann man leben, denn sooo teuer ist das Ganze nicht. Ist der Hund aber nicht versichert, und der Teufel will es, dass etwas passiert, kann das Euer finanzieller Ruin sein. Der Halter haftet für seinen Hund, vollumfänglich!
Es gibt den netten Spruch "Jedes Hundekind kostet ein paar gute Schuhe!" und in der Tat, Hundewelpen neigen dazu, Schuhe zu zerkauen, bevorzugt die besten, die man hat. Mir gelingt es mittlerweile, meine Schuhe zu schützen, indem ich sie nicht in Welpennähe herumstehen lasse, aber in der Vergangenheit ist es mir öfters widerfahren, dass ich z.B. eilig ins Haus stürmte, die schmutzigen Schuhe auszog und z.B. zur Toilette rannte. Und dann vergaß ich die Schuhe, bei der Haustüre... Und schwupps war einer davon weg, verschwunden im Hundekorb, wo ein kleiner, plüschiger Gauner sich mittels seiner spitzen Zähnchen, daran zu schaffen machte...
Da ist dann auch schnell mal eine dreistellige Summe dahin. Man bedenke nur, was ein Paar gute Sportschuhe heutzutage kostet.

Wenn man gut aufpasst, geht aber nicht allzu viel zu Bruch, und die Ausgaben beschränken sich auf das, was man freiwillig anschafft, für den kleinen Liebling. Das kann auch schon einmal gerne etwas ausarten, wenn die Liebe größer ist, als der Verstand. Dann wird die 195ste Hundeleine gekauft, das xte Bettchen und das 3000ste Spielzeug, weil er oder sie sich doch sooo freut oder weil man diese Farbvariante noch nicht hat oder weil was weiß ich...

 

 

 

FORTSETZUNG FOLGT!